for mezzosoprano and typophone (one player, 2022)
DE
»Aus Osseg schreibt man« … auf der Suche nach Kuriositäten, skurrilen Episoden und Anekdoten durchforstete ich alte botanische Zeitschriften, Wikipedia-Artikel und alte »Krütterbücher«, wie jenes von Otto Brunfels, in dessen »Reformation der Apotecken« ich bald fündig wurde. Im Prinzip weiß er über die »Hollwurtz« nichts Neues zu berichten, außer dass sie »auch für vergifft gut ist«, was ja nun wahrlich auf den hohlen Lerchensporn zutrifft. Die Textgrundlage zu diesen drei Stücken ist ein literarischer Kraut und Rüben-Salat, ein kleines Sammelsurium aus Randnotizen. Alle drei Splitter umreißen aber die Form einer besonderen Pflanze auf mehr oder weniger umständliche Weise. Meine Musik versucht ebenjener Schnörkelei des Erzählens nachzueifern, das Verworrene und Umwobene der bildlichen Darstellung in Töne zu fassen und mehr noch, eine Art kammermusikalisches Spiel einer Sängerin mit sich selbst daraus zu spinnen. Denn einerseits erscheint der Text gesungen bzw. gesprochen. Andererseits spielt die Sängerin zugleich auf einem Sampler, ein Programm, das über eine herkömmliche Computertastatur gesteuert wird und das zugleich die angeschlagenen Buchstaben sichtbar macht. Der Text erscheint hier also, ebenso wie die Musik als kontrapunktisches Zusammenspiel von Mensch und Computer. Die meisten Klangsamples sind kaum bearbeitete Aufnahmen von Klangschalen, Keramik- und Glassschüsseln, einem Gong, Percussion Frogs, Gegenständen aus Holz und Deckeln verschiedener Kochtöpfe. Diese allsamt perkussiven Klänge stehen einerseits in Kontrast zum Klang der menschlichen Stimme. Andererseits finden der Vokalpart und der elektronische Part immer wieder im harmonischen Sinne zusammen und ergänzen sich zu einer opulenten Klangwelt.
Drei Illustrationen von Pflanzen entstand als Versuch, eine künstlerische Antwort auf die Frage zu finden, wie man die interpretatorische Interaktion einer menschlichen Spielerin mit dem Computer besonders gut spürbar und für ZuhörerInnen direkt nachvollziehbar gestalten kann. Die Arbeit an der Software begann im Sommer 2021, die eigentliche Partitur entstand von Feber bis März 2022.
EN
Three illustrations of plants was written in February and March 2022 for the mezzo-soprano Helēna Sorokina. The work is based on descriptions of plants taken from Wikipedia, an old Austrian botany magazin and Otto Brunfels’s «Reformation Of Apothecary». The three pieces present themselves as a kind of chamber music interplay in one person as the singer also triggers the sound from two speakers via a computer keyboard. I focussed on making this artistic interaction between human and computer visible and come alive to the audience. The keyboard events are being projected to the wall, while parts of the texts are being sung. Thus the text is conveyed contrapunctually in two ways during a performance, we can listen to it and read it simultaneously.
INSTRUMENTATION:
mezzosoprano, typophone (computer, browser & two speakers)
DURATION: 7 minutes
PERFORMANCE MATERIAL:
info@chrenhart.eu
PREMIERE:
To be announced.